Tabaklok 01.22 ex BDZ

Hersteller SLM Winterthur
Baujahr 1935
Fabr. Nr. 3592
Dienstgewicht 169,5 Tonnen
Länge über Puffer 22 400 mm
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h
Kesseldruck 16 bar
Leistung ~ 2200 PS
Rostfläche 4,86 m²
Treibraddurchmesser 1650 mm
Tendervorräte 11 t Kohle und 30 m3 Wasser
Achsfolge 1'D1'h2 : Güterzuglok mit Heissdampf und Zweizylinder-Triebwerk
Umbau : Zusatzölbefeuerung zur Kohlebefeuerung
Ausführliche technische Daten Vergleich mit zwei näheren Bauarten

 

  
01-22 in Konstanz am 28. März 2005, Fotos Jens G. Wingert

Die BDZ 01 Einheitslokomotive :

Die Tabaklok sind die grösste in der Schweiz gebaute Dampflokomotiven.

Die C5/6 wurden 1919 die grösste und letzte Normalspurlokomotiven, die für die Schweiz gebaut wurden. Seit lange, zählte man bei uns nur noch auf elektrische Triebfahrzeuge ... trotzdem wurde 1935 die Wissenschaft des Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) nochmals beschwört, für eine Bestellung des Königreich Bulgarien von 6 Maschinen des Mikado-Typs (1-4-1). Da die Loks im Tausch gegen Tabak finanziert wurden, erhielten sie in der Schweiz den entsprechenden Übernamen.

Zusammen mit baugleichen Lokomotiven aus Deutschland und Polen taten die Loks der bulgarischen Baureihe 01 - die erste BDZ-Einheitslokomotive - bis Anfang der 70er-Jahre ihren Dienst. Die Ausgestaltung zahlreicher Bauteile orientierte sich an den Grundsätzen deutscher Einheitsdampflokomotiven.

Die ersten drei Lokomotiven (01.01 - 01.03) wurden durch Hanomag geliefert, die zehn folgenden (01.04 - 01.13) durch Fablok Chrzanow in Polen. Die letze Serie entspricht, ausser die sechs Maschinen von SLM Winterthur in der Schweiz (01.18 - 01.23), vier deutsche Fahrzeuge : zwei Borsig (01.14) und zwei Henschel (01.16).

Die 01.23 - die zweite erhaltene schweizer 01 - ist betriebfähig und dient als Museumfahrzeug ihrer Land. Sie wurde 1988 revidiert und zog am 24. Dezember 1988 den Jubi-Zug "100 Jahre Bahn und Depot Sofia". Seitdem ist sie für zahlreiche Veranstaltungen (z.B. Kino) und Reise eingesetzt. Sie kann also regelmässig in der Umgebung von Sofia unter Dampf beobachtet werden.

Bis 1990 wurden nur drei Lokomotiven dieser Serie verschrottet.

Die 01.22 :

Die 01.22 wurde 1944 in einen Unfall schwer beschädigt und wiederaufgebaut. 1975 erhielt sie nochmals eine Hauptrevision und wurde dann in der strategischer Reserve von Asenovo abgestellt. Diesbezüglich zeigen ihre Bauteile keine Abzerrungen. Trotz lange Abstellen und Gewitterzehrungen gilt diese Lokomotive als gut konserviert. Die Radreifen entsprechen zum Beispiel fast den Neuprofil. Der Kessel scheint auch, soweit sichtbar, in gutem Zustand zu sein.

Leider fehlen an der Lokomotive neben vielen Buntmetallteilen (Kupferrohre) einige Aggregate im Führstand. Auch sind nicht alle Kipprostteile vorhanden und die Gegenkurbeln sowie der Kuhfänger fehlen. Leider sind die Verhandlungen mit den Behörden der Bulgarischen Staatsbahnen BDZ diesbezüglich sehr träge.

Beim Verlad auf auf dem Frachtkahn wurde eine Kuppelstange gebogen. Sie wurde nach Originalpläne *, im tschechischen Werk ZOS Ceské Velenice, unter Leitung der DLM AG in Winterthur, fertiggestellt. Trotz verbleibende Lokomotive gleicher Typ wurde es nicht möglich, den Ersatzteil - sowie keine Andere - aus einer "Schwestermaschine" zu entnehmen.

Rückfahrt in die Schweiz :

Von der Idee, eine der Tabakloks aus Bulgarien in die Schweiz zurückzubringen, bis zur Realisierung sind rund 15 Jahre verlaufen. Der Ursprung dazu liegt in der Faszination jenes Photos, welches die 01.18 anlässlich ihrer Probefahrt am 20. September 1935 vor dem Bahnhofsgebäude von Frauenfeld zeigt. Das Bild findet sich z.B. im Buch Swiss Steam von Claude Jeanmaire (Bild Nr. 533). Im August 1989 ging ein erstes Schreiben eines eisenbahnbegeisterten Studenten an die Direktion der Bulgarischen Staatsbahn. Nur wenig Zeit verging, bis eine Antwort aus Sofia eintraf. Im anschliessenden Briefverkehr bestätigte sich einerseits die Verkaufsbereitschaft der BDZ. Am 28. März 2005 traf diese 01.22 in die Schweiz ein. Nach einem Jahr im Verkehrshaus in Luzern, kam sie am 1. April 2006 zum VVT, ab Travers durch Krauss-Maffei 16388 geschleppt. Die Ae 6/8 von Classic-Rail, durch Verein Pacific 01 202 betrieben, brachte sie einige Tage vorher von Konstanz nach Travers.

Die Kosten für den Ankauf der Lokomotive von den Bulgarischen Staatsbahnen sowie den Transport auf dem Schiff und der Schiene in die Schweiz hat Herrn Meier, ein eisenbahnbegeisterter Schweizer bezahlt. Die 01.22 bleibt in seinem Besitz.

Aktuell :

Zur Zeit wird das Unternehmen Tabaklok von einer Gruppe von Eisenbahnfreunden innerhalb des VVT getragen. Eine Aufarbeitung wird nicht durch den VVT geleistet. Jedoch wird in Zusammenarbeit mit Vereinmitgliedern Substanzpflege betrieben. Die Idee ist dann, nach erfolgter Kapitalsuche, eine Aufarbeitung durch eine professionelle Dampflokwerkstatt, beispielsweise in Deutschland oder Tschechien durchführen zu lassen.

   

Weitere Internetseiten :

Ausführliche Technische Daten der BDZ 01

Vergleich von drei näheren Bauarten (BDZ BR 01, DRG BR 41, JDZ BR 06)

Quelle / Linke :

Tabakhandel

Für weitere Informationen und Bilder, wenden Sie sich bitte zur offizieller Internetseite : http://www.tabaklok.ch

Die Eisenbahnfreunde Sofia bieten auch viel Wissenswertes über diese imposante Lokomotive (Englisch) : http://www.tabaklok.railwaymodeling.com.

* Im von der Stiftung SBB Historic betreuten ehemaligen Archiv der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik (SLM) finden sich wahre Schätze. Zur Ordre 6880 und 6881 (Lok und Tender für die Bulgarischen Staatsbahnen) sind nahezu alle Konstruktionspläne vorhanden sowie zahlreiche weitere Dokumente erhalten, von deren interessante Details, beispielsweise die Farbgebung bei der Ablieferung, herausgefunden wurden.

http://www.voisin.ch/vvt/ : 26.07.2007